Vor etlichen Jahren entstand in einer vergangenen Beziehung ein Konflikt aus der simplen Frage heraus, was jeder vom zukünftigen Leben erwartet. Für ihn war die Frage unerwartet und abstrakt, die einzige Antwort, die ihm einfiel: "Ich will glücklich sein." Und was macht dich glücklich? => Diese Nachfrage war quasi ein Angriff auf seine Blase der Ahnungslosigkeit und er konnte auch nicht nachvollziehen, warum man sich mit so banalen Themen auseinandersetzen sollte. Ich hingegen fand diese Unterhaltung sinnvoll und im Rückblick auch dringend notwendig, war es doch einer der ersten Bausteine, die zu separierten Wegen führten. Ich wusste damals ziemlich genau was ich wollte: Heiraten, schöne Ausflüge unternehmen, einen harmonischen Alltag und einen "ok-Job" ausüben.
In einer anderen, wenngleich ähnlichen Situation, führte die Frage nach "was will ich / was willst du" zu der Aussage: "Ich will, dass alles so bleibt wie es ist." Immerhin konnte der Herr es etwas spezifizieren: Die Eltern sollen möglichst ewig, also mindestens noch 20 Jahre fit und im eigenen Haus weiterleben, der Job soll weiter laufen, das Auto soll unbeschadet aussehen wie am ersten Tag und als einzig zulässige Änderung soll sich der finanzielle Spielraum sukzessive jährlich verbessern. Auch hiermit konnte ich weniger anfangen, als ihm lieb war: ich wollte irgendwann aus 2 Wohnungen eine machen, langfristig Unabhängigkeit von Mietsteigerungen erlangen, neue Länder und Ziele erkunden, beruflich viel Neues kennen lernen und viel unter Leute gehen, weil dann von ganz allein neue Impulse entstehen. Müßig festzustellen, dass auch diese Protagonisten bald getrennt ihren Lebensvorstellungen nachgingen.
Nun begegnete mir am Wochenende das Thema aus unerwarteter Richtung erneut: eine Freundin mitten im Umbruch ihres beruflichen, privaten und quasi gesamten Lebens stellte bei 4 Wochen Erholungsurlaub fest: dass sie nicht weiß, was ihr Spaß macht. Für nur-faul-herumliegen ist sie eigentlich zu aktiv und zu ungeduldig, dennoch war ihr über etliche Wochen nichts eingefallen, was sie dazu motivierte, etwas aus Eigeninitiative zu unternehmen. Dadurch ein wenig aufgeschreckt überlegte ich kurz still und heimlich, was mich denn glücklich macht und habe die folgenden Tage bewusster darauf geachtet, wann ich ungewollt vor mich hin lächle, wann ich spontan in Gelächter ausbreche und was zu einem zufriedenen "satt"-Gefühl führt. Die Antwort: ganz, ganz viele kleine Dinge. Mit dem Fahrrad durch die schönste aller Städte dieses Landes flanieren. Die Surfer bewundern. Picknick mit Freundinnen, Frauengesprächen und Sonne. Ein fast leerer Pool, in dem ich vom Alltag abtauchen und meine Bahnen ziehen kann. Laut mitsingen. Kaffee auf der Couch und Zeit genug, tiefer in die Lieblingsplatz-Sitzkuhle einzusinken. Morgens Kaffee und eine Stunde nix tun / nicht reden / nicht zuhören. Skifahren. Yoga-Stunden bei einem der Lieblingstrainer. Tanzen und gute Musik, gerne Live (kleine Bands in kleinem Rahmen). Essen. Lesen. Theater und ähnliche Veranstaltungen, wo man den Schauspielern beim Spielen zusehen kann. Zeit haben, unverplant. Und gleichzeitig: viele schöne Dinge vorhaben. Und natürlich unerwartete Situationen, wie zum Beispiel der laut mitsingende Fahrer eines vorbeifahrenden Autos, der meinen amüsierten Blick bemerkt und winkend herübergrinst.
Das alles ist gerade viel zu gut, als dass ich mich bei der Ausübung aller Lieblings-Aktivitäten von dauerhaft präsenten Herren ("Beziehungen") ausbremsen lassen will, also darf mitmachen, wer will, und wer störend und kontraproduktiv ist, wird früher oder später nicht mehr zur Teilnahme eingeladen.