Frage und Antwort... Viele Leute fragen nur aus dem Wunschdenken heraus, dass sie eine erwartungsgemäße Antwort erhalten, die ihnen ein gutes Gefühl gibt. Und wehe, die Antwort fällt anders aus!
In dieses Schema passt beispielsweise folgender Klassiker:
Frage: "Und, wie sieht's bei euch aus mit Hochzeit und/oder Kindern?"
Antwort nach Schema: "Och, wir sind da ganz entspannt und wollen nichts überstürzen / sind auch ohne Trauschein glücklich / haben da noch nicht drüber nachgedacht / ...."
Antwort in echt (im Stillen): "Wieso zum Henker fragst du das nicht IHN, ER kann sich ja zu nichts durchringen!" oder "Wir versuchen es schon seit fünf Jahren und nichts passiert - langsam drehe ich durch und wir zerfleischen uns gegenseitig mit der Frage, wer von uns beiden der biologische Versager ist!"
Aber: sag das mal der fragenden Großtante in's Gesicht - undenkbar!
Ähnlich verhält es sich auch mit anderen Themen. Ich persönlich stelle nur gezielt und in wohlüberlegten Ausnahmefällen eine Frage wie: "Warum hat das mit uns beiden eigentlich nicht geklappt?"
Wer weiß schon, ob man mit der Antwort leben kann... eine hypothetische Auswahl:
- "Deine vorlaute Art ist unerträglich, damit stelle ich dich auf keinen Fall meiner Familie vor."
- "Sorry, aber du bist einfach zu fett / zu klein / zu groß / zu dünn / deine Nase, also wirklich! / mit DEN Plattfüßen?!"
- usw usf...
Wer also unbeirrt immer weiter nachhakt, es unbedingt wissen will, die Fragerei nicht lassen mag, warum man sich so selten meldet und wir uns seit der 4-monatigen Schmollphase nicht mehr sehen, der muss damit rechnen, dass er eine Wahrheit zurück bekommt, die selbst handverpackt und vorwurfsfrei noch ziemlich hart sein kann: Die Wahrheit ist, dass diese Freundschaft nie so eng war und ich dich nicht vermisst habe - so sehr nicht-vermisst, dass ich keinerlei Anreiz habe, die Verbindung wieder aufzunehmen.
Wer das nicht wissen will, sollte sich mit den Zeichen der Zeit zufrieden geben und nicht fragen.
Zumindest nicht mich.
Ich kann nämlich nicht dafür garantieren, dass mir über Monate / Jahre / Wochen ausreichend Ausreden einfallen, die dem anderen sein stolzes Vorurteil schadlos erhalten und mir dennoch den Freiraum geben, ein friedliches Leben zu führen - und zwar ohne vermeintliche Freundschaften, die bei Kritik in sich zusammenfallen wie ein Soufflé in meiner Küche.