Da war es also wieder: die 1x jährlich auftretende sprachlose Verwunderung, das aufrichtige Erstaunen über unaufrichtige Männer. Und da mache ich mir Gedanken, wie ich den Abend so steuern kann, dass entweder der Student niedlich genug wird für mögliche (vorübergehende) Annäherung oder wie ich ihm möglichst elegant sein Anliegen aus dem Kopf (oder anderen Körperteilen) vertreibe... Typisch Frau: zu weit gedacht, zu viel überlegt und zu sehr darauf bedacht, andere halbwegs fair zu behandeln. Wieso bestätigen Männer zwei Tage zuvor die Wochenend-Verabredung und tauchen dann sang- und klanglos nicht auf?? Kann Mann nicht wenigstens anrufen und absagen, von mir aus mit fadenscheiniger Ausrede?!
Kurz: für dieses Jahr bin ich hoffentlich durch, ich wurde versetzt. Halt, Stop, raus aus der passiven Opferrolle und den Satz umbauen: der Student hat mich doch glatt versetzt!
Mir schwante schon so was im Vorfeld, weil ich eigentlich mit einem Anruf / SMS auf den letzten Drücker gerechnet habe, wie nochmal meine Adresse ist. Als klar war, dass die geplante Abendgestaltung so nicht stattfinden wird - also 14 min. nach verabredeter Zeit - hatte ich mich bereits über das aktuelle Programm in meiner Lieblingsbar informiert und längst beschlossen, dass ich mir mit oder ohne Greenhorn einen schönen Abend mache.
In 3 Jahren wurde ich 3x versetzt (davon übrigens 2x von Bekannten des Theaterfreundes, mit dem muss ich mal ein ernstes Wörtchen reden...), was ich langsam erschreckend häufig finde. 1x bei einem Blind Date zum Joggen: er behauptete am Treffpunkt gewesen zu sein, ich war tatsächlich da. Und lief eine schöne Runde alleine, ohne Zeugen für hochroten Kopf oder japsende Keuchatmung. 1x eine Verabredung zum Salsa, er kam zum Glück nicht, so dass ich mit deutlich besseren Partnern tanzen konnte. Und nun 1x der Student, mit dem ich der mit mir ausgehen wollte.
Es wurde zwar kein Abend, an dem ich neue Bars und Clubs erkundete, aber es wurde ein sehr schöner Abend in der Lieblings-Bar, wo sich der Wiener Schmäh sehr über mein Eintreffen freute, die Wohlfühlathmosphäre mich umhüllte, die Musik der guten Laune einheizte und lockere Unterhaltungen + viele Tanzeinlagen dem Abend keine Chance gaben, verkorkst zu enden.
Wäre da nicht der leise Groll gegen solch abtrünniges Verhalten und der Stolz, der mittellaut aufheult, wäre der Student vermutlich kaum ein Posting wert