Schon Goethe wusste davon zu ächzen, dass die Geister, die er rief, nicht immer die beste Lösung sind. Ein Freund von mir bekam das in folgender Variante zu spüren:
Das Fest stand an. Und es sollte ein buntes, großartiges, schönes Fest werden. Also wurde ein Motto ausgelobt, die Post verschickt und vage Andeutungen wurden gezielt gestreut, die das Fest als das größte und beste des Jahres ankündigten. Die Gästeliste wurde auf exklusiv gemacht, lose verbandelte Freunde oder Gespielinnen blieben gezielt außen vor. Immer wieder wurden die geladenen Personen in die Vorbereitung mit eingebunden, auf dass niemandem entgeht, wie wichtig und beeindruckend dieses Event sein wird. Unpassende Outfits wurden von vorneherein verpönt, wer daran knausert gilt sowieso als uncool, also so ähnlich wie die Langweiler, die nicht ordentlich viel trinken.
Der Tag rückte heran, meine Wenigkeit bereitete sich pflichtschuldigst und akribisch darauf vor inklusive Mittagsschlaf, neue Schuhe, eingeflogene Special Guests und hoheitsvolle Taxifahrten.
Es folgte die erste kalte Dusche beim Anblick der Location: eine Frittenbude kann cool sein. Auch oder gerade im Kontrast zu einer zweckentfremdeten Nutzung, beispielsweise als wilde Partylocation. Dumm nur, wenn es keine Zweckentfremdung gibt - statt dessen finden sich dutzende aufgebretzelte Gäste an den Bierbänken wieder und es bleibt genau das: eine Frittenbude. Keine Partymusik. Getränke nur eingeschränkt. Zum Selbstzahlen. Keine Lichterkette, keine Discokugel, keine Tanzfläche, keine Besonderheiten. Kein Glamour. Kurz: lustige Idee, aber eben: keine Party.
Wer so viel Trara um das Fest macht, sollte auch für ein Fest sorgen. Oder es von vorneherein anders aufziehen. Oder einfach damit leben, dass ein Teil der Gästeschar sich aufmacht, um eine richtige Party aufzutun und endlich umzusetzen, worauf seit Tagen die Vorfreude gerichtet war: eine coole Location, bei der es an der Bar leckeres Trinkbares gibt (alk- und non-alk), laute Musik und Leute, die einfach Spaß am Feiern und Tanzen und lachen und flirten haben.
Ich sitze gern mit Freunden oder Fremden an einer Bierbank und genieße entspannte Abende und nette Unterhaltungen - aber dafür muss ich keinen doppelten Rittberger der Vorbereitung hinlegen. Wer also zum Fest des Jahres einlädt, sollte sich der Erwartungshaltung bewusst sein, die er geistergleich ins Leben gerufen hat...