Die beste Anmache seit langem:
"Möchtest du ein wenig unterhalten werden?"
Und dabei dachte ich zu dem Zeitpunkt, das Highlight des Abends hätte ich bereits in Gestalt des großartigen Salsa-Tänzers erlebt, der 45 Minuten zuvor zur rechten Zeit am rechten Ort um meine Hand bat, um mich an selbiger herumzuwirbeln, dass die Kreiselendorphine nur so jauchzten.
Das Kaleidoskop des Abends ist aus seltsamen Farben zusammengesetzt und geht in etwa so: Das Date von vor-ein-paar-Wochen meldete sich, ob ich mit zur Ü30-Party will. Ich wurde zwar vor diesen Veranstaltungen gewarnt (schlechte Musik, starrende verzweifelte Männer und Frauen und gelegentlich krampfhafte Anmache), dachte mir aber: warum nicht?! Der Date-Typ war harmlos, aber nett, auf den Veranstaltungsort war ich neugierig und zum Sport kann ich auch Sonntags gehen - also hin. Kleine Hürden (1): Röckchen und Sommertop und Ballerinas: wohin packe ich eigentlich mein Geld, wenn ich die Jacke abgegeben habe? Lösung: 5-EUR-Scheine passen prima in den BH, nur sollte man den Bezahlvorgang dann möglichst diskret vollziehen und Kleingeld vermeiden. Kleine Hürden (2): Musik, bei der ich im Radio schreiend den Sender gewechselt hätte (mpf-mpf-mpf-la-la-la-mpf) und vor meinen Augen Mittvierzigerinnen mit Solariumshintergrund in Rüschen-Minirock, gefärbten Hair-Extensions und dem Handtäschchen tanzend über der Schulter - wenn ich jemals so in der Öffentlichkeit erwischt werde, kann ich nur hoffen, dass mich gute Freunde ohne Rückfrage, ohne Diskussion, einfach sofort erschießen. Schwer, die Augen davon loszulösen, aber Orientierung soll ja helfen, also ruhig den Blick durch den Saal schweifen lassen - dutzende Augenpaare blicken zurück, die permanent den Raum, das Beuteschema und den Alkoholpegel davon scannen. Die direkte Umgebung entpuppte sich als ein Grüppchen sicherlich sehr netter, aber mir etwas fremder Leute, mit denen sich keine rechte Wellenlänge einstellen wollte. Immerhin, irgendwann hatte der DJ Erbarmen mit den Boxen und stieg auf Rockmusik um, was zu lustigem Austoben mit dem tanzfreudigen Nerd einerseits und einem fremden Herrn andererseits führte. Der fremde Herr wurde wenig später zu einem Salsa-Glücksgriff in der kleinen Latino-Halle, so dass ich dann feststellte: trotz allen Hürden hat sich der Abend prompt gelohnt.
Im weiteren Verlauf dachte ich mir nicht viel, tanzte ab und zu ein wenig vor mich hin und hielt mich grob an dem Freundeskreis-Grüppchen des Harmlosen orientiert. Und weil man an den ungewöhnlichsten Orten die unerwartetsten Leute trifft, sprach mich zwischendrin jemand von der Seite an: "Blondi...?!" Ja, Servus! Ein um-5-Ecken-Bekannter, mit dem ich eine Woche zuvor noch beim Schlagerkonzert in Frankfurt war, die Welt = ein Dorf.
Ein wenig bedauerlich war, dass ein niedlicher Typ mit Koteletten, der mir kurz aufgefallen war, zwar den ein oder anderen Blick riskierte, dann jedoch einfach so an mir vorbei zur Bar ging. Zumindest, bis ich eine angenehme Stimme aus dem Off hörte, die anbot, mich ein wenig zu unterhalten...
Und so lernte ich Monti kennen. Der ziemlich gut darin war, mich den Rest des Abends zu unterhalten - Chauffeurservice, Sternenhimmel, die besten Schaukeln der Stadt und Vollblut-Gentlemen inklusive.