Es gibt viel Schönes auf der Welt, dessen Beobachtung sich lohnt. Am Spannendsten immer: Menschen. Im Büro, in der U-Bahn, im Supermarkt, auf der Straße, am Kiosk, im Zoo. Mein persönlicher Schwerpunkt in der Betrachtung meines Umfelds liegt in Kontrasten: Menschen, die zwei oder mehr gegensätzliche Aspekte in sich vereinen, beispielsweise weil Selbstbild und Fremdbild in verschiedenen Welten anzusiedeln sind. Oder weil jemand vernarbt und verpickelt ist, sich aber zielsicher mit der Ästhetik eines schönen Menschen bewegt. Oder all jene, die mitten in einer Entwicklung stecken und bei denen sich zwei Bilder überlagern: Der Mann, in dem noch der Junge zu sehen ist. Die Mutter, in der noch Spuren des Mädchens-von-um-die-Ecke stecken. Der Vater als typisches Spießer-Familienoberhaupt, in dem bei gerade dem rechten Lichteinfall noch der Jüngling aus seiner Sturm-und-Drang-Phase durchschimmert. Oder, ganz häufig: der gerade noch dynamische Manager, der noch nicht mitgekriegt hat, dass er gerade zu einem komischen alten Mann wird.
Mit etwas Glück im Leben haben all diese Menschen Partner, die auf ewig die Spur des Vergangenen sehen und diesen Teil lebendig erhalten. Mit viel Pech sind, werden oder bleiben sie allein und werden kauzig.
Daraus entwickelt sich dann die Beamtin, die als klassische alte Jungfer die Rente mit 65 kaum erwarten kann, damit sie sich voll und ganz ihren Katzen und den Katzen-Häkelbildern und Katzen-Kalendern und nicht zuletzt ihren Katzen widmen kann.
Ich mag übrigens Katzen sehr gerne. Aber es gibt Klischee-Bilder, die einen völlig verstören, wenn man ihnen unverhofft leibhaftig gegenüber steht...
In diesem Sinne hoffe ich inbrünstig, dass ich mir einige meiner jugendlichen Albernheiten, ein Löffelchen Esprit, einen Rest Eloquenz und möglichst viel sprühende Lebensfreude noch lange erhalte und mich meine Freunde nicht allzu kauzig werden lassen!